Gefühle in der Kommunikation – Fluch oder Segen?

herz

Fühlen. Immer dieses Fühlen. Mal mehr, mal weniger. Mal intensiver, mal weniger intensiver. Mal hier in der Bauchgegend, mal dort in der Herzgegend. Und mal ganz woanders. Mal können diese Gefühle stundenlang bleiben. Und ein anderes Mal könnten sie doch bitte gleich wieder verschwinden. Besonders wenn Kopfschmerzen und Übelkeit dazu kommen. Diese Gefühle sind unberechenbar. Oder etwas doch nicht?


Fühlen – Fluch oder Segen?

Dafür, dass wir etwas fühlen, dafür können wir sehr dankbar sein. Denn unsere Gefühle sind nicht grundlos bei uns oder um uns in den Wahnsinn zu treiben. Beide Ideen scheinen Möglichkeiten für den einen oder anderen zu sein. Leider werde ich euch da den Wind aus euren Segeln nehmen und eure Argumentationskette zum Fallen bringen.

Unsere Gefühle haben eine ganze bestimmte Aufgabe. Sie sind unsere Navigatoren im Alltag. Eine Art tragbare Ampel. Sie zeigen uns – in Sekundenschnelle – was uns gut tut oder was uns schadet. Sie weisen uns auf Gefahren hin. Sie sorgen für uns. Ein Mechanismus der seit Jahrtausenden von Jahren in uns drin ist. Bevor wir in schwierigen und lebensgefährlichen Situationen mit dem Denken anfangen und die Situation analysieren, da könnte es dann auch schon zu spät sein. Aus diesem Grund ist es ganz gut, dass wir unsere Gefühle haben.

Unsere Gefühle zeigen uns so – unsere Bedürfnisse.

Hinter jedem Gefühl versteckt sich etwas. Ein individuelles Bedürfnis. Ein scheinbarer Mangel, der jetzt gerade behoben werden muss, damit du einen gute Tag haben kannst. Bedürfnisse sind frei von Zeit, Raum und Person. Sie sind einfach und haben immer mit uns zu tun. Die Einteilung in gut oder schlecht – das machen wir. Indem wir uns vergleichen, moralische Urteile fällen, voreingenommen sind. Bedürfnisse dienen unserem Leben und aus diesem Grund gibt es keine negativen Bedürfnisse. Essen, trinken, schlafen, einer befriedigenden Tätigkeit nachgehen, Selbstverwirklichung – dass alles sind Bedürfnisse die wir haben und unserem Leben dienen, um das Maximum aus unserem Dasein herauszuholen.


Wer macht uns nun unsere Gefühle?

Im Streit fällt oft der Satz : „Du machst mich so wütend!“

In der Kindererziehung wird oft gesagt: „Da ist die Mama jetzt aber traurig, wenn du das nicht sein lässt.“

In Paarbeziehungen wird gesagt: „Wegen dir habe ich Liebeskummer.“

Diese Aussagen suggerieren dem Empfänger dieser Botschaft, dass er oder sie die Macht hat, jemand anderem Gefühle zu machen. Wenn das so wäre, dann würde ich in Jeden so viel Liebe hinein pflanzen, dass nur noch Frieden und Zuversicht auf unserem Planten herrscht. Eine verheißungsvolle Aussicht. Allerdings kann ich das nicht und du auch nicht.

Denn: Niemand kann jemand anderem Gefühle machen.

Warum nicht? Weil immer noch wir für unsere Gefühle verantwortlich sind. Sie gehören zu uns. Du und ich – wir fühlen unsere Gefühle. Dein Gegenüber kann diese weder sehen noch fühlen. Wie soll er sie dir unter diesen Umständen auch nocht machen? Nur nachempfinden, wenn du sie ihm beschreibst. Hinzu kommt, dass jeder von uns Gefühle anders fühlt, anders wahrnimmt, wo anders in seinem Körper spürt. Das gleiche Gefühl, kann bei dir und mir eine völlig andere Reaktion hervorrufen. Logisch, weil du und ich verschieden sind. Andere Lebenspläne und Wünsche haben. Andere Ideen für die Zukunft und andere Päckchen aus der Vergangenheit mitbringen. Wir fühlen anders, weil wir Individuen sind.


Gefühle und Kommunikation

Was bedeutet dass alles jetzt für deine Kommunikation?

Grundsätzlich ist es so, dass deine Gefühle deine Kommunikation beeinflussen. Ob du das nun gut findest oder nicht – es ist so. Je genauer du deine Gefühle und das dahinterliegende Bedürfnis kennst, um so weniger beherrschen sie dich. Andersherum heisst das, dass je weniger du dich mit deinen Gefühlen beschäftigst, um so mehr beherrschen sie dich.

Beispiel:

Nach der Trennung von deinem Partner, möchtest du diesen nie wiedersehen. Da ihr gemeinsame Kinder habt, lässt sich das schlecht umsetzten. Du wünscht dir einen entspannten Umgang, wenn ihr aufeinander trefft und drückst jegliche Gefühle weg. Du nimmst in diesen Situationen weder deine Trauer wahr – noch deine Wut. Für den Moment und für euer Kind ist das sicherlich eine angenehme Art des Miteinanders. Allerdings wirken deine Gefühle trotzdem. In dem du Kopfweh hast bei dem Treffen. Deine Stimme angespannt klingt und deine Ironie nur so aus deinen Worten tropft.

Dein Chef und die Kollegen übergehen dich bei anstehenden Entscheidungen. Deine Zuarbeiten dauern immer etwas länger und somit besteht immer die Gefahr, dass du angegebene Termin nicht (oder nur schwer) einhalten kannst. Das Gefühl von Mobbing macht sich in deinem Kopf breit. In Gesprächen bist du kurz angebunden, hast schnell ein Kloss im Hals und die Wuttränen im Auge. Statt nun diese Gefühle zuzulassen und mit ihnen zu arbeiten, arbeitest du gegen sie. Indem du sie nicht fühlst und einfach schneller und mehr machst. Damit eben alles klappt und der Chef deine Bemühungen sieht.

Ergebnis: Statt das du zu deinen verletzten Gefühlen stehst, drückst du sie weg und gehst das Risiko ein, dass sie dich krank machen. Unsere Gefühle verschwinden nicht einfach, indem wir uns nicht erlauben sie zu fühlen. Sie suchen sich dann einen anderen Weg, um gesehen und vor allem gelebt zu werden.

Deine Kommunikation wird von den unangenehmen Gefühle ebenso beeinflusst wie von den angenehmen. Der Unterschied ist nur, dass wir die schönen Dinge immer gleich beim Namen nennen und die weniger schönen beiseite schieben.

Nur weil du deine Gefühle spürst, heisst das nicht, dass dein Gegenüber sie sieht. Dein Gegenüber kann nur wahrnehmen, was du bereit bist ihm zu zeigen. Gefühle klar und offen zu benennen, unterstützt eine wertschätzendes Miteinander. In diesem Moment kann der andere mich sehen – im Ganzen und erahnen, warum es mir so geht wie es mir geht. Warum ich in gemeinsamen Gesprächen  kurz angebunden bin oder nur mit Ironie und Sarkasmus diese Momente aushalte. Die Art und Weise wir wie sprechen hat ebenso nur mit uns zu tun,wie unsere Gefühle und unsere Bedürfnisse . Wir entscheiden, wie wir kommunizieren wollen und es dann auch tun. Niemand sonst ist für unsere Kommunikation verantwortlich – nur wir selber.


Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.

Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.

Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!

Sonnige Grüße

Jana

Bildquelle: www.pixabay.de

7 Gedanken zu “Gefühle in der Kommunikation – Fluch oder Segen?

  1. teekay1st schreibt:

    Liebe Jana,

    wirklich schön geschrieben. Ich bemühe mich eigentlich immer, zu zeigen, was ich fühle und setze meine ganzen empathischen Fähigkeiten ein, um andere zu verstehen… ich habe nur oft das Gefühl 😉, dass es heute gar nicht mehr so hip ist, Gefühle zu zeigen, über sie zu sprechen… Lieber hat jeder seine Maske auf und versteckt sich hinter ihr…
    Einen schönen Abend
    Thomas

    Gefällt 1 Person

    • Jana Ludolf schreibt:

      Hallo Thomas,
      Danke für deine Rückmeldung. Ich bin ganz bei dir, dass es in der heutigen Zeit nicht immer gewünscht ist – ehrlich seine Gefühle zu zeigen und klar zu benennen. Weil es eben Unsicherheit und Angst auslösen kann. Der Zuhörer fragt sich vielleicht „wie kann ich das jetzt aushalten?“ Oder “ warum ist er jetzt so traurig oder ….?“ Und statt diese Gedanken laut auszusprechen, werden sie versteckt und verschwiegen. In meinen Augen verhindern wir ein wertschätzendes Miteinander.
      Wir gehen einfach als Vorbild voran Thomas und hoffen, das wir so die Welt ein Stück wertvoller machen.

      Sonnige Grüße
      Jana

      Gefällt 1 Person

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!