Non-verbale Kommunikation auf der Autobahn

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Vergangenes Wochenende war ich in Berlin. Eine sehr schöne Stadt, wie ich finde. Das schreibe ich, weil es so ist und nicht, weil dort ganz liebe Menschen wohnen. Ich besuche sie sehr sehr gerne und damit ich schnell bei ihnen bin, fahre ich mit dem Auto. Gut, ich könnte auch mit Bahn fahren. Zum einen wäre ich eventuell schneller, gegebenenfalls. Zum anderen könnte ich die Aussicht geniessen und entspannte Dinge tun. Lesen, schreiben, kommunizieren. So sehr mir diese Argumentationskette gefällt – ich bin ein Autofahrertyp. Warum? Ich kann mein ganzes Gepäck einfach in den Kofferraum schmeissen, ohne Rücksicht auf Übergepäck oder Transportfähigkeit. Meine Mitfahrer kenne ich und somit auch ihre Macken. Das bedeutet, mir bleiben unangenehme Überraschungen erspart. Ebenso kann ich mir die Toilette aussuchen, die ich vielleicht benutzen werde und überhaupt fetzt Autofahren.

Was allerdings weniger Freude bereitet, ist die Kommunikation auf der Autobahn. Damit meine ich nicht, dass ich lauthals bei offenem Fenster meinen Vorderfahrer anschreie. Dabei handelt es zwar um ein verbale Kommunikationsart. Allerdings ist die Ausführung bei hoher Geschwindigkeit schwierig. Für den gewieften Leser schließt sich hier der Kreis. Ich spreche von der non – verbale Kommunikation. Und die kann echt übel sein.


Kommunikation auf der Autobahn

Viele Menschen sind mit dem Auto unterwegs. Sei es zu Arbeit, in den Urlaub, als Pendler oder Freizeitvergnügen. Es gibt Fahranfänger, Kurzstreckenfahrer, Rennfahrer, vorsichtige Fahrer und das in jeder Altersstufe. Zusätzlich fährt jeder ein anderes Auto (was die Autoindustrie natürlich freut) und jeder sieht und liebt sein Auto anders. Für die einen ist es ein Gebrauchsgegenstand, für die anderen ein Luxusgegenstand, für die nächsten ein Geschwindigkeitsrausch. Ich sage, alles ist erlaubt – solange es gefällt und andere nicht schadet. Leider hört mein Wunsch hier schon auf. Denn die Umsetzung ist doch schwieriger als gedacht und das wird mir jedes Mal auf der Autobahn wieder vor Augen geführt.

1. Rechtsfahrer

In Deutschland herrscht das Rechtsfahrgebot. Geregelt im §2 der deutschen Strassenverkehrsordnung. Es besagt, möglichst weit rechts zu fahren bzw. von mindestens zwei Fahrbahnen die rechte zu benutzen. Damit soll eine grundlose Benutzung der linken Spur entgegengewirkt werden und dadurch die Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer.

Non-verbal kommuniziert bedeutet das:

Der Fahrer der rechten Spur handelt nach dem Gesetz. Mit seiner Geschwindigkeit muss er sich dem Verkehrsfluss anpassen. Was nicht bedeutet, über 130 km/ h zu fahren.

2. Linksfahrer

Wer es eilig hat oder gerne schnell fährt, der hält sich auf der anderen äußeren Spur auf. Diese Spur dient dem Überholen von langsameren Verkehrsteilnehmern.

Non-verbal kommuniziert bedeute das:

Wenn ich hier fahre habe ich es eilig und ein Bremser hat auf dieser Seite nichts zu suchen. Es  sei den, er kennt das Rechtsfahrgebot nicht.

Trotzdem ist eine Lichthupe ein Zeichen von wenig Rücksicht und kann den anderen Autofahrer eher nervös machen, als ihn zum Spurwechsel zu animieren.

Des Weiteren ist es weniger höflich am Überholten vorbeizufahren, auf gleicher Höhe die Geschwindigkeit zu halten – nur um ihm dann ein Fingergruß rüber zu schicken.

3. Mittelfahrer

Die Spur in der Mitte ist ebenfalls zum Fahren da. Damit können langsamere Weggefährten überholt werden, ohne den noch schnelleren Fahrern im Wege zu sein.

Non-verbal kommuniziert bedeute das:

Wer hier fährt, möchte zügig voran kommen – hat es allerdings nicht so eilige wie auf der linken Spur.

Gleichzeitig bedeutet es, dass eine konstante Geschwindigkeit, welche unwesentlich höher als die von der rechten Spur ist, hier eher kontraproduktiv erscheint. Unter diesem Umständen sollte die rechte Spur genommen werden.

So wie die Überholenden keine geringschätzigen Bewegung ausüben sollten, steht dies ebenso wenig dem Überholten zu.

4. LKW -Fahrer

Wir fahren (ihr) Gut. Dieser Slogan begegnet mir oft auf der Autobahn. Und so sehr ich das Wortspiel liebe, so sehe und erlebe ich, dass es an der Umsetzung hapert. Nicht bei allen, allerdings bei einigen. Neben dem Fahren werden andere Tätigkeiten ausgeübt. Das Überholmanöver gleicht einem Elefantenrennen. Kleinere Autos werden bedrängt. Die Hupe (oder ist es ein Signalhorn?) ist laut und wird eingesetzt, manchmal ohne sichtbaren Grund.

Non-verbal kommuniziert bedeute das:

Ich  bin größer und stärker als du. Ich darf das und du nicht. Und wenn du dich mit mir anlegst, dann hast du eh verloren.

Frage: Kann das nicht auch anders gelöst werden, das Bedürfnis nach Anerkennung und gesehen werden? Muss das auf der Strasse erfolgen?

5. Rennfahrer

Viele schauen die Formel 1 und einige davon üben auf der heimischen Autobahn. Leider ist die Autobahn kein Trainingsgelände und ein Lichtkegel im Rückspiegel – der innerhalb von Sekunden zu einem ganzen Auto wird und dann noch mit den Lampen winkt – zeigt von einer mangelhafte Ausführung seiner non – verbalen Kommunikation.

6. Handybenutzer

Immer erreichbar. Egal wann. Egal wo. Das Multitasking keine Fähigkeit ist, sondern eher eine eingebildete Möglichkeit, dass dürfte sich so langsam rumgesprochen haben. Und trotzdem versuchen sich einige in dieser Liga. Lenken, Blinken, Schauen und nebenbei SMS tippen – eine Kombination die schon so manchem eine Beule ins Auto gemacht hat.

Non-verbal kommuniziert bedeute das:

Ich beschäftige mich gerade mit anderen Dingen und die Sicherheit im Straßenverkehr gehört nicht dazu. Mir ist mein Bedürfnis nach Mitteilung wichtiger, wie mein Bedürfnis nach Sicherheit und Rücksichtnahme.

7. Handzeichen zur Verständigung

Als junge Autofahrerin war ich vorsichtig. Da bin ich langsamer gefahren als andere, aber immer noch schneller wie eine Schnecke. Leider sahen das nicht alle so. Von einem Mittelfinger bis hin zu einem Vogelzeig habe ich meine Erfahrungen machen dürfen. Und das alles bei 130 km/h. Das Risiko, welches der non-verbale Kommunikator damit eingegangen ist, war diesem sicherlich nicht bewusst. Schlimmer noch, es war vielleicht bewusst, allerdings der Drang sich mitzuteilen noch größer.

Ganz nebenbei, der Autofahrer, also der Empfänger dieser Botschaften, kann sich sehr verunsichert fühlen. Durch solche Äußerungen können das Lenkrad verrissen, das Tempo schnell oder langsamer gestaltet und die Nervosität erhöht werden. Das Unfallrisiko wird durch solche Attacken deutlich gesteigert. Ein Fakt – der mit mehr Rücksicht und Wissen um die Auswirkung dieser Kommunikationsart – gemindert werden kann.


Mein Plädoyer

Ich plädiere am Ende meines Beitrages nicht dafür mit der Bahn zu fahren.

Ich plädiere dafür, die Zeichen richtig zu deuten und merkwürdige Fingerübungen in Richtung andere Autofahrer zu unterlassen. Ich plädiere für ein wertschätzendes Miteinander und eine Verständigung der non-verbalen Kommunikation auf der Autobahn. Ich plädiere dafür, dass jeder so fährt, dass das Ziel sicher erreicht wird – ohne andere in Gefahr zu bringen.


Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.

Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.

Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!

Sonnige Grüße

Jana

Bildquelle: www.pixabay.de

2 Gedanken zu “Non-verbale Kommunikation auf der Autobahn

  1. Damaris Aulinger schreibt:

    Ein toller Artikel, Jana…ich durfte viel schmunzeln und mein Kopf war ständig am Nicken.
    Wie wäre das Autofahren angenehm, wenn sich jeder deinen Artikel zu Herzen nähme.

    Da gibt es noch eine ganz besondere Spezies an Autofahrern, die haben ein spezielles Symbol auf der Motorhaube ;-) . Ich möchte sie nicht über einen Kamm scheren, aber sollte ein Kleinwagen versuchen manch einen von ihnen zu überholen, kann es schonmal passieren, dass sie, wie plötzlich aufgeweckt, Gas geben und rechts überholen.

    Ich wünsche dir bunte Ostern voller kleiner und großer Wunder!

    Alles Liebe
    Damaris

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