Lebensentfremdende Kommunikationsarten 

Die Art wie wir reden, bestimmt die Art der Beziehungen die wir haben. Glaubst du nicht?

Lass uns folgende Übung machen:

  • Schließe deine Augen und stelle dir ein Gesprächspartner vor. Jemand, bei dem du dich wohl fühlst. Jemand, der dir Sicherheit gibt und du genau weißt, dass du ganz du sein kannst. Genieße ein paar Sekunde dieses Gefühl des Miteinanders.
  • Anschließend atmest du dreimal tief durch und schließt dann wieder deine Augen.
  • Diesmal stellst du dir einen Gesprächspartner vor, bei dem du dich nicht wohl fühlst. Weniger Geborgenheit, dafür mehr Konfliktpotenzial oder Unsicherheit. Und auch hier bleibst du visuell für einen kurzen Moment in dieser Situation.
  • Dann öffne deine Augen und atme dreimal tief durch. Schau dich um und nehme Kontakt mit den Hier & Jetzt auf. 

Im Anschluss reflektierst du beide Situationen:

  • Wie offen und ehrlich bist du in der 1. Situation?
  • Wie offen und ehrlich bist du in der 2. Situation?
  • Was hast du in der 1. Situation gedacht und hättest du das auch kommunizieren können?
  • Was hast du in der 2. Situation gedacht und hättest du das auch kommunizieren können?

Ohne deine Situation zu kennen, behaupte ich, dass du in der zweite Konstellation weniger offen gewesen bist und mit einigen Argumente hinterm Baum gehalten hast.

Fakt ist, fühlen wir uns wohl bei jemanden, dann reden wir über alles und jeden. Wir haben keine Angst, falsche Wörter zu sagen oder falsch verstanden zu werden. Wir sind dankbar (wertschätzend), dass wir mit demjenigen gerade eine gute Zeit haben. Anders sieht das aus, wenn wir mit Menschen zusammen sind, die in uns ein merkwürdiges Spannungsgefühl erzeugen. In deren Gegenwart wir uns verstellen, nur um nicht aufzufallen oder Ärger herauf zu beschwören.

Wünschen wir uns für unseren Alltag, dass solche Gespräche nicht mehr stattfinden. Gespräche, ohne Bauchschmerzen und Herzrasen – dann hilft es zu schauen, wie wir reden. Mit uns und mit dem anderen. Wie wir denken – über uns und über die andere.

So einfach und logisch das jetzt klingen mag, so kompliziert und schwer ist der Weg der Veränderung. Warum?


Erstens: Am Anfang steht die Erkenntnis.

Die Erkenntnis, dass jede Art von Kommunikation Beziehung ist. Egal wie lang oder kurz das Gespräch, das Miteinander auch ist oder war. Jeder Austausch bedeutet: wir gehen eine Beziehung  mit unserem Gegenüber ein. Unabhängig ob es sich um Liebesschwüre oder Konflikte handelt oder um ein geschäftliches oder privates Gespräch. Bei jeder Begegnungen zeigen wir uns. Die Art wie wir reden, wie wir Konflikte schlichten, wie wir unsere Bedürfnisse berücksichtigen.  Wir zeigen dem anderen, wie wir ihn und seine Bedürfnisse wahrnehmen. Ob wir diese überhaupt wahrnehmen und berücksichtigen. Zu erkennen, welche Art von Beziehungen wir haben und daraus das eigene Kommunikationsverhalten zu reflektieren – das ist der Anfang der Veränderung.

So wie die gewaltfreie Kommunikation die „Sprache des Lebens“ genannt wird und uns einen Weg zeigt, wie wir das Miteinander fördern und stärken können, genauso gibt es ein Pendant dazu. Die Möglichkeit, dass Miteinander zu sabotieren und zu schwächen.


Lebensentfremdende Kommunikationsarten

1. Moralische Urteile

Treffen wir auf Menschen, die anders sind wie wir, die sich nicht in Übereinstimmung mit unseren Werten verhalten, dann werden Urteile gefällt. Fehlverhalten oder böse Absicht werden unterstellt. Richtig oder falsch, gut oder böse, normal oder unnormal – das sind die Werte mit denen dann geurteilt  und kommuniziert werden. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf Zuordnen, Einordnen, und Analysieren. Damit beschneiden wir uns. Statt auf das zu schauen, was der andere gerade braucht und nicht bekommt. Oder was ich jetzt brauche, damit es mir gut geht und meine Unsicherheit verschwinden kann. Schnüren wir diese unangenehmen Gefühle ab und kommunizieren im Schwarz – Weiss Modus.

2. Vergleiche

Immer und überall sehen wir Bilder von einem Leben und Miteinander wie es sein könnte. Es wird uns vermittelt, wie wir leben müssen, um glücklich zu sein. Aber genau das entfernt uns voneinander. In dem wir uns stets und stetig vergleichen, entfernen wir uns von unserer Individualität. Von dem, was uns wichtig ist. Von unserer Wertvorstellung. Von der Vielfalt die entstehen könnte, aber auf diesem Wege nicht stattfinden kann.

3. Interpretationen und Bewertungen

In einem Gespräch zu wissen, was der andere gerade denkt und fühlt ist anmaßend. Ebenso, dass zu bewerten, was der andere sagt und tut. Wir sind weder Gedankenleser noch Hellseher. Jegliche   Ambition das auszuleben, entfernt uns von einander.

4. Verantwortung leugnen

Jeder ist für sich verantwortlich. Wir können dies nicht leugnen oder abgeben. Alles was wir sagen oder eben nicht, liegt in unserer Verantwortung. Alles was wir machen oder unterlassen – ist unsere Verantwortung. Alles was wir fühlen oder nicht – ist unsere Verantwortung. Niemand anderes ist dafür zuständig.

5. Forderung statt Wünsche

Möchten wir unterstützt werden, dann kann ich diesen Wunsch äußern. Der Helfende kann dann entscheiden, ob er mich unterstützen möchte oder nicht. Egal wie diese Entscheidung ausfällt, ich bin dankbar gehört worden zu sein und bei einer Ablehnung, suche ich neue Wege.

Eine andere Art der Wunscherfüllung ist diesen als Forderung rauszuposaunen. Wird dieser dann nicht erfüllt, dann kann Enttäuschung und Wut entstehen. Beides Faktoren die einen Konflikt begünstigen und Missmut schüren.


Zweitens: Annehmen was ist

Wer nun feststellt, dass einige der oben genannten Kommunikationsstile seine sind, der ist deswegen kein schlechter Mensch. Selbstverurteilung und -bestrafung hat noch keinem geholfen. Das Wichtigste in dieser Situation ist, dass was ist – anzunehmen. Ohne wenn und aber. Ohne es zu beurteilen oder verurteilen. Einfach nur annehmen wie jetzt gerade gesprochen wird und welche Auswirkungen gerade sichtbar sind. Annehmen, dass diese Art der Kommunikation weniger förderlich für ein harmonisches Miteinander ist. Annehmen, dass so in der Vergangenheit gesprochen wurde und in Zukunft neue Kommunikationsmuster erschaffen werden.


Drittens: Kleine Schritte der Veränderung

Wenn du jahrelang so kommuniziert hast, dann dauert es auch eine kleine Weile bis sich das verändert. Das passiert nicht über Nacht und auch nicht einfach so – du musst dafür schon etwas tun. Am Besten geht das mit kleinen Schritten. Übe an kleinen Situation. Beobachte deine Gedanken – ohne dich im gleichen Atemzug dafür zu bestrafen. Nehme wahr, was du denkst oder auch gerade ausgesprochen hast. Reflektiere am Abend, wie du Tagsüber kommuniziert hast. Sowohl verbal, wie auch non-verbal wie auch nur in deinen Gedanken. Schaue, bei welchen Personen dir neue Denk- und Sprachmuster leicht fallen und bei wem nicht. Lobe dich, wenn etwas gut gelaufen ist. Und sei geduldig mit dir, wenn etwas weniger gut ging.


Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.

Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.

Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!

Sonnige Grüße

Jana

Bildquelle: Tanja Klose 

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