Wertschätzende Kommunikation – Umgang mit Kritik

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Die Kritik ist eine Beurteilung eines Gegenstandes oder eine Handlung anhand von eigenen Wertesystemen, Maßstäben und Erfahrungen. Laut der Philosophin Ann-Barb Hertkorn ist diese Fähigkeit eine Grundfunktion der denkenden Vernunft. Die Kritik gilt als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten in der Kunst der Beurteilung. Eine weitere Definition ist, dass die Kritik eine Beanstandung oder Bemängelung eines Zustandes/Gegenstandes deutlich macht.

Diese wunderbare Definition entspringt der Wikipedia. Schlaue Leute haben das zusammengetragen.

Doch die Anleitung im Umgang damit – haben diese Menschen vergessen dranzuhängen.


Wie war das mit dem lebendigen Miteinander

Jeder von uns lebt in einem Netz aus sozialen Beziehungen. Einem sehr engen Netz, einem kleinen Netz oder einem sehr großen und losen. Wie dem auch sei – in jedem Netz sind viele verschiedene Menschen miteinander verbunden. Das macht Spaß und ist sehr bereichernd. Schließlich können wir so viele Facetten des Daseins hautnah erleben und uns darüber austauschen.

Schwierig wird es dann nur, wenn verschiedene Interessen und Bedürfnisse aufeinander treffen, die in diesem Moment (scheinbar) unlösbar miteinander zu vereinbaren sind.

Dieses Phänomen erleben wir in jeder Begegnung und doch fällt es nur auf, wenn jene Unterschiede zu schlechter Laune und Streit führen.

Wer sozusagen das eine will, muss das andere mögen. Zumindest muss er/sie es annehmen, dass es als Ausdruck eines lebendigen Miteinanders dazu gehört.


Um welche Kritik geht es hier

In diesem Artikel möchte ich die Kritik im privaten Bereich beleuchten.

Warum?

Weil hier die meisten Missverständnisse entstehen und daraus Konflikte auf Lebenszeit geboren werden können.

Ich selber habe es erst kürzlich erfahren dürfen, wie schnell das Wort Kritik fällt und dann versteinerte Fronten entstehen.

Jeder von uns hat seine Vorstellungen. Vom Leben, von Träumen, von Zielen , von der Liebe etc. Es gibt so viele Arten sein Dasein hier auf der kurzen Reise zu verbringen, wie es Menschen auf dem Erdball gibt. Ich persönlich finde das wunderbar und bereichernd, auch wenn ich nicht alles gleichzeitig gut finde und nachmachen möchte.

Doch darum geht es auch gar nicht. Es geht immer darum, seinen eigenen Weg zu gehen und das auch nach außen hin zu vertreten.

Soweit, so gut.

Was ist nun, wenn mir etwas Unbehagliches auffällt beim Gegenüber? Wenn ich ein Gefühl spüre, dass mir Bauchschmerzen bereitet? Darf ich das dann äußern?

Äußern und kundtun kannst du erstmal alles. Die Frage ist, kannst du mit jeder Reaktion leben?


Angriff ist die bester Verteidigung – oder wie?

Eines meiner absoluten Lieblingszitate stammt von Marshall Rosenberg:

„Jeder Mensch macht in jedem Augenblick seines Lebens, das Beste, was er gerade machen kann.“

Und wenn du etwas wahrnimmst, was du gerne sagen und besprechen möchtest – dann tust du in diesem Moment das Beste für dein Miteinander, was du gerade tun kannst.

Allerdings ist da Obacht gegeben. Nicht jeder findet es gut, wenn Dinge, die ihn betreffen, angesprochen werden.

Das hängt damit zusammen, dass jeder von der Richtigkeit seines Tuns überzeugt ist. Logisch, sonst würden wir nicht so leben, wie wir leben.

In solchen Gesprächen kann es dann schnell passieren, dass wir uns, statt über die Gefühle und Wahrnehmungen, über Situationen austauschen. Wie früher im Kindergarten, erzählt der eine was gewesen ist und der andere sagt, dass es ganz anders war. Hier findet dann sogenanntes Kommunikations-Ping-Pong statt.

Beispiel zum Verständnis 

A: Was ich dir schon immer mal sagen wollte. Ich finde es nicht gut, wenn du deinen Kindern alles erlaubst.

B: Ach. Und du meinst du bist besser in der Kindererziehung? Wenn ich höre, dass deine Kinder das und das dürfen, dann …

A: Was haben den jetzt meine Kinder mit deiner Erziehung zu tun? 

Ich hoffe, ihr könnt euch vorstellen, was sich hinter diesem Ping Pong verbirgt.

Und auch wenn einzelne Personen meinen, dass sie auf diese Art Kritik üben – muss ich euch da leider den Wind aus den Segeln nehmen.

Diese Art der Kommunikation hat nichts mit Kritik zu tun, sondern eher mit gegenseitigem Kämpfen und verbalen K.o. Schlägen.

Natürlich könnt ihr die Situationen auf dieser Ebene auswerten. Beachtet nur: Ihr tauscht euch über unterschiedliche Wahrnehmungen aus. Über unterschiedliche Ansichten zu bestimmten Dingen. Über verschiedene Werte.

Das ganze passiert dann auch oft auf der Sachebene. Nur weil ihr laut werdet oder gar weint, heißt das nicht, dass ihr über eure Bedürfnisse oder gar Gefühle redet.

Wenn ihr also ehrlich gemeinte Kritik üben wollt, dann muss in aller erster Linie der Wunsch dahinter spürbar sein: Entweder die Verbesserung des Miteinanders oder das Verständnis für den Anderen oder die Überprüfung eigener Unsicherheiten.

Mit spürbar meine ich, dass ehrliche Wertschätzung einen Ausdruck darin findet, wie du kommunizierst.

Werden nur Du – Botschaften und Anschuldigungen verwendet, dann ist das weniger wertschätzend und schon gar nicht als Kritik zu Verstehen – eher als Angriff. Und auf Angriff folgt stets Verteidigung. Und darauf folgt dann Rechtfertigung und darauf dann schmollen.

Bei diesem Kreislauf ist es völlig zweitrangig, wie alt du bist. Du wirst dich definitiv wie fünf Jahre aufführen.

Was ich sagen möchte: In einem wertschätzenden Miteinander darf Kritik geübt werden. Sie muss nur als solche sichtbar und spürbar sein. Alle Parteien müssen sich bewusst für einen wertschätzenden Umgang damit entscheiden. Dann entsteht die Chance, dass das Miteinander daran wachsen und reifen darf. Das eigene Ansichten neu überdacht werden und neue Werte entstehen.

Beziehungen sind nicht einfach nur da. Sie müssen gepflegt werden, jeden Tag. Das ist Arbeit. Beziehungsarbeit. Die wertvollste und ergiebigste Arbeit die wir hier auf diesem Planeten haben.

Wer sich darauf einlassen kann – mit allen Höhen und Tiefen – der gewinnt am Ende immer.

 


5 Schritte für deinen wertschätzenden Umgang mit Kritik

1. Zuhören

Zuhören um zu Verstehen ist das A und O in der Kommunikation. Wer nicht zuhört, sich im außen ablenkt, der verpasst wertvolle Informationen auf dem Weg zu einer Lösung. Ebenso gilt es zuzuhören und seine eigenen Belange für diesen Moment zur Seite zu packen. Wenn du gleich deine Geschichte und deine Werte über die Geschichte deines Gegenübers packst, bist du voll in der Bewertung drin und lässt deine Chance auf Offenheit und Neugier sausen.

2. Ich Botschaften

Wenn du sprichst, dann sprich von dir. Unterlasse die klassischen Du Botschaften und was der andere alles falsch macht in deinen Augen. Bleibe bei dir, bei deiner Wahrnehmung und deiner Perspektive. So bist du authentisch und weniger anklagend.

3. Gefühle

Im Miteinander geht es immer um Gefühle. Das magst du jetzt blöd finden wie du willst, am Ende zählt immer das Gefühl. Das was du spürst, wenn dein Gegenüber bestimmte Dinge anspricht oder unterlässt – das bestimmt am Ende die Qualität eures Miteinanders. In jeder Begegnung gibts du ein Stück deiner Persönlichkeit preis. Ohne dem funktioniert eine Beziehung selten. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine berufliche oder private Geschichte handelt.

Und da du deine Gefühle spürst, warum also nicht gleich klar und ehrlich äußern? Du brauchst auch keine Angst vor dem Gesichtsverlust haben, schließlich sieht man dir deine Gefühle eh an. Unser Körper übersetzt unsere Wahrnehmung/Gefühl zeitnah.

4. Sei konkret

Bei jeglicher Kritik oder Beschwerde – sei konkret. Nichts ist schlimmer, als schwammige Anschuldigungen rüberzuschicken. Dein Gesprächspartner wird diese schon entschlüsseln – doch alles mit seiner Wahrnehmung und seinen Werten. Da kann es passieren, dass mehr Interpretationen dabei sind, als das, was dich wirklich bewegt.

5. Wunsch

Hinter jeder losgeschickten Nörgelei steckt ein Wunsch. Eine Idee, wie das Miteinander besser oder was in Zukunft anders gestaltet werden kann. Ohne dem, macht es keinen Sinn so eine Botschaft auf Reisen zu schicken – es sei denn, du bist Sadist.

Lege dein Wunsch offen. Das ist die Basis, auf der alles weitere besprochen werden kann.


Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.

Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.

Das Miteinander darf leicht und wertschätzend sein, Kommunikation auch!

Sonnige Grüße

Jana

Bildquelle: www.pixabay.de

 

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