Klara führt ein scheinbar sorgenfreies Leben.
Sie ist zwischen 30 – 40 Jahre alt, verheiratet seit 10 Jahren mit Bernd und Mutter von 2 Kindern. Ihr Mädchen (Lyla) ist 8 Jahre und ihr Junge (Alexander) 6 Jahre. Beide gehen in die Schule. Glücklicherweise auf dieselbe.
Sie wohnt in einem kleinen Wohnort, nahe einer Großstadt, mitten in der Natur in einem kleinen Häuschen. Etwas fernab von der Strasse und doch mit Nachbarn in der Nähe.
Klara ist Hausfrau, Mutter und arbeitet 30h / Woche in der Nachbarstadt in einem städtischen Unternehmen.
Klara sagt, es ist genau so, wie sie es immer wollte. Eine kleine Familie, mitten im Grünen wohnen und einen sicheren Job mit geregeltem Einkommen.
Und doch spürt sie, dass das nicht alles gewesen sein kann. Manchmal. Wenn etwas Ruhe im Alltag ist. Ein Moment, in dem sich nicht gerade wieder irgendetwas organisiert oder unterwegs von A nach B ist.
Ein typischer Klara – Tag
Klaras Arbeitswoche geht von Montag bis Freitag, mit einem gut durchstrukturierten Plan. Ohne diesen, so glaubt sie, würde alles im Chaos enden.
Unter der Woche steht Klara täglich um 6 Uhr auf. Kurz frisch gemacht im Bad, geht es direkt runter in die Küche. Doch bereitet sie den Frühstückstisch vor. Deckt diesen, stellt die Kaffeemaschine an (wobei der erste Kaffee des Tages während der Vorbereitungen getrunken wird) und bereitet die Brote der Kinder vor.
Gegen 6:30h kommt ihr Mann frisch duscht und adrett gekleidet in die Küche. Er nimmt sich ein Hörnchen auf die Hand, gießt sich ein Kaffee in seinen Auto-Becher, gibt Klara einen Kuss auf die Stirn und entschwindet in den Tag.
Trotz dessen Klara es weiß, deckt sie immer mit für ihn, in der Hoffnung er würde sich vielleicht doch mal mit an Tisch setzen.
Zu 6:45h weckt sie die Kinder. Ab jetzt muss alles schnell gehen. Zum Glück legt Klara die Klamotten für die Kinder am Abend vorher schon raus. Das bedeutet, dass die Kinder direkt in die Küche laufen, die geschmierten Brote essen und dann nach oben ins Bad gehen. Zähneputzen, anziehen, Schulrucksack schnappen – dass alles muss bis 7:30 erledigt sein.
Während die Kinder ihre Brote essen, geht Klara nach oben und macht sich für den Tag bereit. Zügig und praktisch lautet ihrer Devise und somit finden praktische Hosen (Jeans) und Oberteile den Weg in ihren Kleiderschrank.
Kommt sie wieder in die Küche empfängt sie oft das Küchenchaos. Da sie Unordnung nicht leiden kann, wird alles schnell aufgeräumt, damit am Nachmittag eine glänzende Küche auf sie wartet.
Kurz vor halb wird es dann immer hektisch. Ein Kind hat sich beim Spielen vertrödelt, ein anderes sucht noch das Mathebuch für die Schule. Irgendwie schaffen sie es dann doch alle ins Auto, damit Klara die Kinder zur Schule fahren kann. Der Vorteil ist, dass die Schule irgendwie auf dem Weg liegt (nur ein kleiner Schlenker nach rechts) und beide Kinder in dieselbe Einrichtung gehen.
Gegen 8 Uhr sitzt Klara dann an ihrem Schreibtisch. Das erste Mal an diesem Tag völlig erschöpft.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem entspannten Kaffee im Sitzen, beginnt Klara ihre Arbeit.
Sie mag die Kollegen und das, was sie tut. Sicher, es ist nicht ihr Wunschberuf, doch das Geld stimmt und die Vereinbarkeit von Job und Familie. Ursprünglich wollte sie mal Designerin werden. Schöne Kleider entfernen und dann bei dem großen Modenschauen als Kreativer Kopf dabei sein. Das Nähen hat sie in der Jugend angefangen, etwas von der Oma gelernt. Doch nach dem Schulabschluss meinten ihre Eltern es gut und besorgten ihr eine Lehrstelle im hiesigen Unternehmen. Sie war schon immer gut in Mathe gewesen und offen auf die Leute zugehen, dass lag ihr ebenso. Warum dann nicht einfach dort die Lehre machen, mit der Aussicht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Als Näherin sind die Verdienste nicht prickelnd und die Zukunftschancen ungewiss. Zudem konnte sie in der Nähe ihre Eltern wohnen, sehr zum Gefallen ihrer Mutter. Warum also Stress machen, wenn es doch einfach sein kann. Aus diesem Grund fügte sich Klara, absolvierte die Lehre und bekam den Arbeitsvertrag.
Mittlerweile arbeitet sich seit 15 Jahren in diesem Unternehmen. Sie kannte die Kooperationspartnern und die Lieferanten persönlich und die Arbeitsabläufe waren ihr so vertraut, dass sie diese ohne viel Nachzudenken erledigen konnte.
Manchmal, wenn der Chef neue Ideen hatte und jemanden für die Umsetzung suchte, da spürte Klara das Kribbeln. Diese Neugier neue Dinge zu sehen und zu lernen. Neue Persönlichkeiten kennenzulernen. Doch sobald alles wieder in geregelten Bahnen verläuft, nimmt auch das Kribbeln wieder ab und eine gewisse Routine schleicht sich ein.
Sie will nicht jammern oder sich beklagen, doch etwas mehr Feuer bei der Arbeit, dass täte ihr gefallen.
Da ihr Arbeitsvertrag 30h pro Woche umfasst, ist sie täglich bis 15h dort. Sie könnte auch einen Tag länger machen und dafür an einem anderen früher gehen. Diese Möglichkeit klingt verlockend, doch Klara hat dies abgewählt. Laut ihrer Aussage, bleibt so keine Arbeit liegen und sie kann es besser mit den Kindern vereinbaren.
Nach Feierabend fährt sie direkt wieder zur Schule und holt die Kinder ab. Klar, sie könnten auch mit dem Schulbus fahren, doch da Klara eh in der Nähe ist, findet sie es normal und praktisch ihre Kinder mit nach Hause zu nehmen.
Gegen 16 Uhr sind dann alle daheim. Die Kinder verflüchtigen sich oft in ihre Zimmer zum Chillen.
Klara dagegen beginnt nun ihr „3“ Schichte. Entweder schreibt sie den Einkaufszettel, weil sie noch zum Supermarkt muss. Oder sie fährt die Kinder zum Sport, was 3x die Woche ist. Oder sie bereitet das Abendessen vor und macht Haushaltsdinge, die man eben so macht.
Die Nachmittage sind schnell vorbei. Hausaufgaben mit den Kindern werden ebenso gemeinsam erledigt.
18 Uhr gibts Abendessen. Oft essen die Kinder und sie allein, da ihr Mann länger auf Arbeit ist oder mit Geschäftspartner auswärts.
Wenn die Kinder dann bis 19:30 noch TV schauen dürfen, verräumt Klara das Chaos in der Küche und geht die Punkte für den folgenden Tag durch.
Bis um 20 Uhr sind die Kinder dann in ihren Betten verschwunden. Davor legt Klara noch die Klamotten für den nächsten Tag bereit und liest jedem Kind eine Geschichte.
Gegen 20 Uhr sitzt Klara völlig erschöpft auf dem Sofa. Sie fragt sich, ob das alles in ihrem Leben gewesen ist. Die Kinder, der Haushalt und einmal Urlaub im Jahr. Oft an die Ostsee, in eine Ferienwohnung, weil es günstiger ist. Das Klara da ebenso Einkaufen und Kochen muss, dass wird oft übersehen. Da Klara den Kindern nicht den Spass verderben will und nicht undankbar erscheinen will, schluckt sie ihre Bedenken runter und macht gute Miene, auch wenn ihr manchmal zum Weinen ist.
Das Weinen und die trübe Stimmung haben in den vergangen Wochen zugenommen. Früh würde sei gerne einfach liegen blieben und am Nachmittag einfach mal schreien, wenn die Kinder zum wiederholten Mal streiten.
Auch in der Früh, wenn ihr Mann adrett in der Küche einläuft, muss sie sich einen sarkastischen Kommentar verkneifen. Ja, er macht die viele Arbeit, damit sie mehr Zeit für die Kinder hat.
Und doch ist da dieses Gefühl, dass es noch mehr geben muss.
Das sie nicht bis an ihr Lebensende in Jeans rumlaufen sollte.
Je länger sie darüber nachdenkt, desto deutlicher spürt sie das Pochen an ihren Schläfen. Kopf- und Nackenschmerzen sind oft der Preis nach solch stressigen Tagen und das Gedankenkarussell, dass dann seine Fahrt aufnimmt.
Um dem ganzen entgegenzuwirken schaltet sie den Fernseher an und verflüchtigt sich in eine andere heile Welt.
Das sie auf dem Sofa einschläft gehört schon fast zum guten Ton. Dann schleppt sie sich ins Bett und dort wälzt sie sich hin und her. An eine durchgeschlafen Nacht kann sie sich schon lange nicht mehr erinnern.
Die Wochenenden sind oft vollgepackt mit Besuchen und Aktivitäten.
Sonntags sind sie als Familie oft zum Mittag bei den Schwiegereltern und zum Kaffee bei ihren Eltern. Manchmal tauschen sie auch die Reihenfolge, doch gemacht wird es. Beide Mütter wünschen es sich und laut ihres Mannes schmeckt es bei Muttern immer noch am Besten.
Die Samstage nutzen die Kinder für sportliche Aktivitäten, bei denen Klara immer anwesend. Sei es als Zuschauer oder als Mitbring-Mama von Essen und Trinken. Immer gibt es irgendwas zu tun.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann wird alles leichter – das sagt sich Klara oft. Dann fängt sie wieder das Nähen an und wird wieder ausgehen und die Welt bereisen.
Das alles kommt in ihrer Partnerschaft ebenfalls zu kurz. Ihren Mann stört es kaum, glaubt sie, da er sich nie beschwert hat. Also wird sie es auch nicht tun. Schließlich möchte sie nicht so werden wie ihre Mutter, die jedem alles neidet und das lautstark kommuniziert. Nein, so will sie auf keinen Fall werden.
Das jeder nur eine begrenzte Zeit zum Leben hat, davon hat Klara gehört. Doch findet sie diesen Vergleich hinkend. Schließlich gibt es Verpflichtungen als Mutter und Ehefrau denen man nachkommen muss. Ansonsten hätte man sich von Anfang an anders entscheiden müssen. Doch wer sich seine Suppe eingebrockt hat, der darf sie auch ganz alleine auslöffeln. Sagte schon ihr Vater.
Alles Liebe
Deine Jana