Ich liebe Kuchen. Das süsse klebrige Zeug zieht mich magisch an. Sobald es auf den Tisch steht, ist es, als würde mein Gehirn pausieren und erst wieder zum Leben erweckt werden, wenn ich kugelrund wieder viel zu viele Kuchenstücke gegessen habe. Dann folgt oft das schlechte Gewissen und der verstohlene Blick in den nächsten Spiegel. Ein Augenzwickern später bin ich mit mir wieder im Reinen und das Versprechen auf den Lippen, beim nächsten Kuchenbüffet, doch etwas zurückhaltender zu sein.
Was Kuchen mit Rollen zu tun hat
Nicht alle Rollen, die wir bedienen, haben wir von Aussen bekommen. Es gibt Rollen, die nehmen wir uns einfach. Wie ein Stück Kuchen. Weil es so gut aussieht. Weil es sich gut anfühlt. Weil alle es machen oder gar, weil wir glauben, Andere erwarten es von uns.
Am Anfang mag es uns noch Freude bereiten, diese Rolle auszufüllen. Da bestücken wir diese mit unseren Eigenschaften und Werten. Wir spielen sie nicht nur, wir sind die Rolle. Doch je länger wir diese Rollen einnehmen, desto mehr spüren wir, dass sie kratzen und jucken. Das wir uns unwohl fühlen, mit und in ihnen.
Sei es, dass wir die lustige Arbeitskollegin sind. Am Anfang hat uns diese Rolle über unsere eigene Unsicherheit geholfen. Sie hat dafür gesorgt, dass wir Anschluss ans Team gefunden haben. Das die Kollegen dich wahrgenommen und sich mit dir unterhalten haben. Doch je länger du diese Rolle bedienst, desto mehr spürst du, dass du auch über ernste Themen reden möchtest. Das du nicht täglich gute Laune hast und schon gar nicht immer ein Witz auf den Lippen. Doch du spürst auch, wie schwierig es ist, sich aus dieser Rolle zu befreien.
Sei es, dass du die nette Nachbarin bist, die stets hilfsbereit zur Stelle ist. Nachdem Umzug in die neue Stadt war es schwierig sich in die bestehende Nachbarschaft zu integrieren. Nach dem ersten Kennenlernen kamen die ersten Anfragen. Könntest du mein Paket heute Nachmittag annehmen? Macht es dir etwas aus, meine Kehrwoche zu übernehmen? Bäckst du etwas für das Hausfest? Was am Anfang leicht war und dir die Chance auf ein Miteinander schenkte, entpuppt sich immer mehr zur Last. Du spürst, dass die Aufgaben immer mehr werden und das wenig von den Anderen zurückkommt. Zusätzlich findest du nicht jeden Nachbarn bereichernd für dein Leben. Doch wie jetzt umgehen, mit der scheinbar festgefahrenen Situation?
Sei es, dass du die fürsorgliche Ehefrau und Mutter bist und deine Bedürfnisse immer erst am Ende auf deiner Liste kommen. Wenn wir Frauen das erste Mal Ehefrau und Mama werden, dann haben wir oft noch die romantischen Vorstellungen aus Teenagerzeiten in uns. Mit der Zeit weichen diese der Realität und dann stecken viele von uns fest. Glauben, dass dies der einzige Weg ist, um eine harmonische Familie zu haben.
Und auch, wenn wir die Diskrepanz wahrnehmen und uns in stillen Momenten sagen, dass wir beim nächsten Mal anders sein werden. Mehr wir. Mehr authentischer. Weniger die Rolle, die andere in uns sehen. So ist die Versuchung oft groß, genau so wieder aufzutreten.
Warum?
Es sind bekannte Kommunikationswege. Wir wissen, wie wir reagieren müssen. Was von uns erwartet wird. Wie die Menschen auf uns reagieren, im Guten wie im Schlechten. Es sind eingeschliffene Verhaltensweisen. Wir wissen eben, wie der Kuchen schmeckt ;) Zudem funktioniert das System, in dem wir uns bewegen so, weil wir genau diese Rollen bedienen. Alles außerhalb der Rolle verwirrt die Menschen und bringt das System zum eiern.
Und dann sind da noch die eigenen Gedanken. Was sollen die Leute denken, wenn ich plötzlich ernste Töne anschlage, mir täglich Zeit für meine Bedürfnisse nehme und nicht jeden Kuchen backe, der benötigt wird? Schließlich war das alles mal meine Idee, mich so zu verhalten. Ein nie endender Kreislauf kann auf diesem Wege in Gang gebracht werden, bei dem es nur ein Verlierer gibt. DICH!
Nichts ist für immer
Ich liebe das Leben. Es ist bunt und vielfältig und eine Reise. Ich habe lange gebraucht, um das zu Verstehen. Das Leben ist eine Reise voller Erfahrungen und Entdeckungen. Jedes Alter und jede Phase hat ihre Momente. Das was ich mit Anfang 20 erlebe, ist anders wie das, was ich mit Anfang 30 oder 40 erlebe. Das ist weder gut noch schlecht. Das ist einfach. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich die gemachten Erfahrungen, denn ich kann sie in mein Heute einfliessen lassen. Damit gestalte ich mir mein Alltag leichter, weil ich aus meiner eigenen Vergangenheit lerne.
In Bezug auf Rollen heißt das, dass du aus deiner Vergangenheit lernen kannst und dein Heute davon profitiert. Nichts von dem, was du sagst oder tust, ist in Stein gemeißelt. Alles unterliegt der Bewegung, der Reise. Das was du mit 20 gedacht und gefühlt hast, muss sich heute nicht mehr stimmig für dich anfühlen. Schließlich bist du an deinen Aufgaben als Frau, Mutter, Nachbarin und Kollegin gewachsen. Aus dem Grund darfst du gerne deine genommenen Rollen auch wieder abgeben. Du musst nichts für immer sein, was du nicht bist.
Ja, du irritierst damit deine Umwelt. Ja, es kann zu Konflikten führen. Ja, dein Leben kann etwas holprig werden. All das machst du in diesen Momenten für dich. Damit du DU sein kannst.
Statt also weiterhin so zu tun, als würde alles passen und dir der Kuchen immer noch schmecken, obwohl du die Übelkeit spürst, übernimm Verantwortung überprüfe deine Rollen.
Denn nichts ist für immer, auch nicht dein Leben.
Für Unterstützung auf deinem Weg kontaktiere mich unter: info@jana-ludolf.de
Alles Liebe,
Jana
Hallo
Habt ihr vielleicht auch einen Bericht zum Thema“Mensch“?
Bin auf der Suche für ein Seminar: Prüfung – Faktor Mensch! Warum wir uns im Weg stehen, obwohl wir alles zur Prüfung wissen.
Vielleicht können sie mir dazu weiterhelfen
Wäre klasse😊
LG Sylvia Spindler
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Hallo Sylvia,
Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen. Können Sie dafür eine E-Mail an: info@jana-ludolf.de mit dem konkreten Thema schreiben?
Sonnige Grüße
Jana
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