Als Jungerwachsene habe ich es an den Wochenenden geliebt mit meiner Clique um die Häuser zu ziehen. Gerade im Sommer war das eine sehr verlockende Idee, meine Freizeit damit zu gestalten.
Oft sind wir dann irgendwo hängen geblieben und haben gequatscht. Über Gott und die Welt. Was wir uns für unsere Zukunft vorstellen können. Wie unser größter Traum aussieht. Alles wurde hochphilosophisch ausdiskutiert bis die ersten Sonnenstrahlen ihre Ankunft ankündigten.
Nach dem langen Ausschlafen, kam dann auch oft das Erwachen. Zum einen, im Sinne von wach werden, sortieren und orientieren wo man sich gerade befand. Zum anderen, die gesprochenen Worte der letzten Nacht wirkten bei Lichte betrachtet irgendwie nicht mehr so philosophisch.
Die Erkenntnisse der letzten Nacht sehen am Tage irgendwie anders aus
Nachts sind alle Katzen grau. Kennt ihr das Lied von Petra Zieger? Da heisst es in der ersten Strophe
Wenn die Nacht aus den Wolken fällt,
Wird die Welt eine Märchenwelt.
Prinzen reiten auf Liebe aus,
Mädchen schleichen sich aus dem Haus.
{…}
Im Schutz der Dunkelheit trauen wir uns Dinge zu sagen, die wir uns bei Lichte nicht trauen. Oft fühlen wir uns da beschützter und stärker. Mit einem Glas Wein in der Hand und Naschi auf dem Tisch, haben wir das Gefühl, die Welt aus den Angeln heben zu können.
Beziehungsfragen werden ausdiskutiert. Zukunftsträume bunt gemalt. Der Alltag scheint in diesem Moment weit weg. Alles wird irgendwie philosophisch betrachtet und besprochen. Die Kreativität kennt keine Grenzen.
Liebesschwüre werden für die Ewigkeit gemacht. Konflikte bis ins aussichtslose durchdiskutiert. Die große Liebe wartet an der nächsten Ecke. Finanzielle und berufliche Schwierigkeiten werden nicht als Engpässe gesehen, sondern als Chance auf was Neues. Diese Euphorie, welche in diesen Momenten entsteht, ist atemberaubend. Dieses Gefühl – ich liebe es.
Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages haben dann die Energie, das Erlebte der letzten Nacht zu zerstören. Jegliche Magie verschwindet, wie ein Vampir in seine Gruft. Kraft, Ideen, Mut, Stärke – all das ist dann klein und schwach und doch nicht realisierbar.
Bei Lichte betrachtet …. ja, was ist dann?
Dann sind wir wieder im Leben angekommen. In der Realität, im Alltag. Im Hier und Jetzt. Die Märchenwelt der letzten Nacht liegt nun nicht mehr im Schutze der Dunkelheit, sondern kann bunt von dir und mir betrachtet werden. Die Konsequenzen unserer Entscheidungen – die vor ein paar Stunden grau in der Ecke standen – sind nun sichtbar. Und das ist auch gut so!. Warum? Weil unser Leben keine Märchenwelt ist. Und wenn du dein Leben als Märchenwelt leben möchtest, dann entscheide dich aktiv dazu. Im Hellen. Wenn deine Gedanken klar bei dir sind und sich nicht von der Dunkelheit einlullen lassen. Sei wach in deinem Denken, in deinen Worten. Lass Luft zum atmen ran. Mach alles sichtbar. Schau genau.
Worte können Waffen sein.
Nachts schiessen sie an mancher Stelle schärfer.
Nachts wirken sie an mancher Stelle intensiver.
Nachts sprudeln sie an mancher Stelle leichter aus uns raus.
Nachts denken wir an mancher Stelle weniger über sie nach.
Nachts sehen wir uns Worte an mancher Stelle grauer, an manch anderer Stelle bunter.
Nachts scheint die Welt still zu stehen.
Meine Impulse für Dich
1. Führe keine Konfliktdiskussionen bei Nacht
Streit am Tage zu führen ist schon blöd. Bei Nacht noch blöder. Wir sind müde, erschöpft. Die Dunkelheit schränkt uns beim Denken ein, denn sie legt sich über uns. Wer unter diesen Bedingung meint, perfekte Konfliktlösungen zu finden, irrt. Oder hast du schon mal eine Nachtmediation erlebt? Lass dich nicht dazu hinreißen, Auseinandersetzungen unter diesen Voraussetzungen zu führen. Erkläre deine Beweggründe deinem Gesprächspartner und vereinbart einen Termin am Tage.
2. Verspreche nachts nichts, was du bei Tage nicht halten kannst
Die meisten Happy Ends Liebesschwüre werden bei Nacht gemacht. In den Filmen ist dann Schluss, im wahren Leben geht es da erst los. Sei dir dessen bewusst. Deine Worte wirken – bei Tag und bei Nacht.
3. Habe den Mut, deine Ideen auch im Licht zu sehen und zu benennen
Alles was in der Dunkelheit als Idee entsteht und sich so leicht anfühlt, ist es wert in den Tag gerettet zu werden. Trotze den Lichtstrahlen. Nimm dein Leben aktiv in die Hand.
Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.
Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.
Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.
Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!
Sonnige Grüße
Jana
Bildquelle: www.pixabay.de
Liebe Jana,
ich habe früher auch solche Nachtgespräche geführt – mittlerweile bin ich aber in der sehr glücklichen Lage (und das ist mir erst mit Lesen deines Blogs klar geworden), führe ich die Nachtgespräche auch tagsüber, immer eigentlich, wenn die Umstände es zulassen, eine Gesprächsbereitschaft von beiden Seiten da ist etc. und das ist äußerst bereichernd. Danke für die Erkenntnis!
Herzliche Grüße, Monika
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Liebe Monika,
über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Warum? Weil er meine Theorie in der Praxis bestätigt und ich es fantastisch finde, wenn Menschen – wie Du – so reflektiert sind.
Mit sonnigen Grüßen
Jana
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