Hinter dem Rücken ist mitten ins Gesicht

Meine Gedanken zum Umgang mit Petzen und anderem Gerede

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Kinder tun es. Nicht bewusst – eher unbewusst. Aus dem Gefühl heraus, etwas sagen zu wollen. Mehr zu wissen, als die anderen. Sicher zu gehen, dass sie selber alles richtig machen.

Erwachsene tun es auch. Manche heimlich. Mit vorgehaltener Hand. Andere laut. Bewusst. Mit voller Absicht.

Petzen. Getratsche. Gerede. Sich das Maul zerreißen. Nenn es wie du willst. Eins haben sie alle gemeinsam – von wertschätzender Kommunikation sind sie weit entfernt.


Wertschätzende Kommunikation ist hier fehl am Platz

Wenn sich ein Arbeitskollege beim Chef über deine Aussagen und Tätigkeiten rückversichert, statt bei dir nachzufragen – dann fehlt hier definitiv die Wertschätzung.

Wenn dein Partner hinterrücks deine Handynachrichten überprüft, nur um sicher zu sein, dass du auch wirklich die Wahrheit gesagt hast – dann fehlt hier definitiv Vertrauen.

Wenn deine Nachbarin sich mit der anderen Nachbarin über dein Leben austauscht, statt mit dir in Kontakt zu treten und zu kommunizieren, dann fehlt hier definitiv Anstand.

Wenn Kinder petzen gehen, dann haben wir ihnen eingebläut, dass man das nicht zu tun hat. Das es sich nicht gehört, hinter dem Rücken einer anderen Person, über diese zu plaudern. Eltern und Pädagogen wünschen sich einen ehrlichen Umgang und für die Zukunft der Kinder Klarheit darüber. Da passt das Petzen nicht rein.

Und dann, als Erwachsener, scheinen sie diese Regel vergessen zu haben. Oder aufzuheben. Oder sie erinnern sich nicht daran. Und gleichzeitig bläuen sie ihren Kindern ein, dass Petzen so gar nicht geht und schädlich ist für ein friedvolles Miteinander.

Dass das Paradox ist – erschließt sich hier jedem Leser selbst. Dass bei diesem Prozess die Wertschätzung fehlt – auch.


Hinter der Tat das unerfüllte Bedürfnis sehen – besonders wenn es schwierig ist

Mir fällt es schwer, hinter dem Petzen oder Rückversichern das unerfüllte Bedürfnis zu sehen. Zumindest in dem Moment der Tat.

In diesem Moment bin ich sauer und enttäuscht. Ich frage mich, warum ist diese Person nicht zu mir gekommen und hat mich direkt gefragt? Was für einen Grund muss es geben, dass sich die Person diesen Weg ausgesucht hat? Kennt sie sich mit Kommunikation und einem wertschätzenden Miteinander nicht aus? Weiß sie denn gar nicht, dass sie auf diesem Weg mehr kaputt macht als heile?

Diese Gedanken und Gefühle haben mit mir zu tun. Darüber bin ich mir bewusst. Es ist meine Verantwortung. Ebenso, dass mir niemand Gefühle macht – sondern mit seinem Verhalten etwas bei mir auslöst. Aus diesem Grund lasse ich all diese negativen Gedanken und Bewertungen zu. Ich weiß, dass es das ist. Und ich weiß, dass sie raus müssen. Erst wenn der Rauch verflogen ist, habe ich die Chance auf den Anderen zu schauen. Erst wenn ich mich ernst genommen habe, kann ich den Anderen ernst nehmen. Erst wenn ich mir Wertschätzung schenke, kann ich es dem Anderen gleichtun.

Oft schämen sich die Menschen für ihre negativen Bewertungen und Äußerungen.

Allerdings: Solange sie wissen, dass es das ist – ist es ok. Solange sie diese nicht ungebremst und ohne Rücksicht auf den Anderen loslassen – ist es ok.

Meine These – und die der GFK – ist, dass alles aus einem Bedürfnis heraus geschieht. Und auch das Petzen geschieht aus einem Bedürfnis heraus. Welches, fragst du? Mmm, das können die unterschiedlichsten sein:

Unsicherheit: Deine Gegenüber möchte keine Information verpassen, die ihm Sicherheit im Umgang mit dir oder der Arbeit verschafft.

Fehlendes Vertrauen: Dein Gegenüber hat die Erfahrung gemacht, dass Lügen ein Weg im Miteinander ist. Dies hat ihn insofern geprägt, als das nun Schwierigkeit im Vertrauensaufbau besteht.

Gesehen werden: Auf diesem Wege möchte dein Gegenüber wahrgenommen werden. Sichtbar für die anderen Kollegen oder dich als Partner werden.

Ernst genommen werden oder oder oder …

All diese Bedürfnisse sind entstanden auf Grund der eigenen Vergangenheit. Je nach Erlebnissen wurde wir und unser Gegenüber geprägt. Mit diesem Schatz starten wir in den heutigen Tag und versuchen das Beste, was in diesem Moment möglich ist.

So wie unser Gegenüber seine Bedürfnisse hat, die ihn die jeweilige Strategie wählen lässt, so haben wir unsere Geschichte. Daraus ergibt sich, dass in uns alte Wunden angestupst oder eigene Unsicherheiten deutlich werden. Die Reflexion, was die Situation mit uns gemacht hat und welches Thema für uns dahinter steht, ist (in meinen Augen) noch wichtiger – als das Bedürfnis beim Gegenüber zu erkennen.


Meine Ideen im Umgang mit dem Schlamassel

Es wird immer wieder Menschen geben, die petzen gehen. Die sich beim Chef über den Wahrheitsgehalt deiner Aussage rückversichern. Die Nachbarn die tratschen, warum du schon wieder in den Urlaub fliegst. Die Mitmenschen, die dein äußeres Erscheinungsbild bewerten. Lautstark hinter deinem Rücken. Laut der Band „Die  Ärzte“, sollen wir sie reden lassen. Ok.

Und trotzdem ist es verletzend und gering wertschätzend.

1. Impuls im Umgang mit hinterrücks Gesagtem 

Frag nach. Direkt. Zeitnah.

Geh zu der Person, bitte um ein Gespräch und dann sprich direkt das an, was du gehört hast. Auf diesem Wege erlangst du Klarheit. Klarheit darüber, ob diese Person es wirklich so gesagt hat. Klarheit darüber, aus welchem Beweggrund das geschehen ist. Klarheit darüber, wie du weiterhin mit dieser Person kommunizierst.

Zudem verhinderst du, dass du selber in den negativen Gedanken und Bewertungen hängen bleibst. Wer in diesem Kreislauf gefangen ist, beginnt jede Kommunikation mit diesen Gefühlen. Die Kommunikation ist ein Kreis und somit werden die kommenden Gespräche auf einer negativen Basis aufgebaut.

2. Impuls im Umgang mit hinterrücks Gesagten 

Frage dich, was hat das mit dir zu tun.

Nicht im Sinne, hat die Person richtig gehandelt, weil du ein schlechter Mensch bist.

Eher in dem Sinne, warum bist du verletzt? Was wurde mit dieser Aussage in dir angetiggert?

Bist du unsicher in deiner Arbeit, weil du neu auf dem Gebiet tätig bist und wünscht dir mehr Vertrauen von deinen Kollegen?

Möchtest du ernst genommen werden, mit dem was du tust und wie du es tust?

Wünscht du dir Freundschaft und ein wertschätzendes Miteinander, weil du neu in der Stadt bist?

Alles was uns beschäftigt, hat auch mit uns zu tun. Schau auf dich und dein Bedürfnis, welches in dem Moment nicht gesehen und erfüllt wurde.

Mit diesem Blick auf dich, kannst du dich wertschätzen und ein zukünftiges Gespräch positiver gestalten.

3. Impuls im Umgang mit hinterrücks Gesagtem 

Schreie. Sei laut und dann besinne dich auf deine kommunikativen Werte.

Im Leben werden uns immer wieder Menschen begegnen, die anders sind als wir. Die anders denken. Anders reden. Anders riechen. Anders leben. Andere Werte haben. Eben einfach anders sind.

Das ist ok, weil das Leben bunt ist. Diese Vielfalt an Menschen macht uns zu Individuen.

Das, was für dich in diesen Momenten wichtig ist – bist du. Besinne dich auf deine Werte und dein Leben. Integriere diese Erfahrung für die nächste oder lass sie in der Vergangenheit.

Egal wofür du dich entscheidest, handle nach deinen Werten. Lass dir das Vertrauen in die Menschen oder Beziehungen oder in die Zukunft nicht nehmen. Kommuniziere weiterhin so, wie du es als wertschätzend erachtest. Weiche nicht davon ab, selbst wenn dich diese Momente daran zweifeln lassen.


Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.

Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.

Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!

Sonnige Grüße

Jana

 

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