Letztens an der Kasse. Vor mir eine ältere Dame. Sie legt ihre Einkäufe auf das Band, welches entweder immer zu schnell oder zu langsam unterwegs ist. Plötzlich dreht sie sich um, schaut mich an und sagt: “ Nach 60 Jahren habe ich meine Schwester wiedergefunden und wissen Sie was? Ich hab sie im ersten Moment gar nicht erkannt.“ Sie lacht und ich schmunzle zurück.
Auch wenn ich die Dame nicht näher kenne und wahrscheinlich auch nicht wiedersehen werde, ich habe mich mit ihr gefreut. Wir sind für einen kleinen Augenblick in ein Gespräch gekommen. Haben uns ausgetauscht, bevor ihre Lebensmittel über den Scanner gezogen wurden. Dann drehte sie sich nochmals um. Wir wünschten einander einen schönen Tag und weg war sie.
Zurück blieb ich, mit einem warmen Gefühl im Herzen und der Frage:
Wann haben wir aufgehört Smalltalk an der Kasse zu führen?
Alle Köpfe auf’s Display
Aufgrund meines anstehenden Umzugs nach China beschäftige ich mir viel mit Gepflogenheiten. Was ist typisch in der neuen Heimat und was anders, im Unterschied zu Deutschland. Eins wird da ganz deutlich, wir Deutschen halten nicht viel von Smalltalk. So wie in Amerika, wo „How are you?“ eine weitverbreitete Floskel ist, so wenig stellen wir hier diese Frage. Warum?
Haben wir Angst, zu sagen, wie es uns geht? Oder haben wir Schiss vor der Reaktion?
Die meist gegebene Antwortet lautet: Diese Oberflächlichkeiten sind nichts für mich. Mag sein, das die Floskel oberflächlich daher kommt, aber wollen wir wirklich immer gleich eine intensive Beziehung? Ausserdem, was ist gegen eine Floskel einzuwenden, wenn sie uns für ein paar Minuten ein schönes Miteinander beschert? Ein warmes Gefühl im Herzen, dass uns durch den Alltag trägt? Ein Gefühl von ‚gesehen werden‘, dass wir dann wiederum an andere weitergeben können?
Seit dem die Handy’s unsere Welt bereichert haben, sehe ich vermehrt Menschen stumm nebeneinander stehen oder sitzen und auf diese Displays schauen. Sei es in der Bahn, im Café oder am See. Die wenigsten schauen nach oben und offen zu anderen Menschen. Mag sein, dass die Technik in vielerlei Hinsicht unser Leben vereinfacht – und doch nehmen sie uns die Chance, andere Menschen kennenzulernen. Sind wir unsicher, dann schnell das Handy raus. So sind wir beschäftigt und senden deutlich die Botschaft: Bitte nicht stören! Tut es dann doch mal einer, dann schauen wir erschreckt hoch und sind in den ersten Minuten desorientiert. Haben wir doch bis eben unsere Konzentration in der digitalen Welt verbreitet.
Menschen sind Herdentiere
Klingt blöd, ist aber so. Wir, Homo sapiens sind Rudeltiere. Um zu überleben brauchen wir einander. Die Gespräche, die Aufmerksamkeiten, das Lachen und Austauschen. Fehlt uns das, dann sterben wir. Leider gab es dazu ein Experiment, dass genau diese Folge aufzeigt. Warum also, bringen wir uns absichtlich in so eine Situation?
Ja, der Smalltalk ist eine belanglose Unterhaltung mit oberflächlichen Themen.
Und weiter?
Wer sagt dir, dass daraus nicht eine Verbindung entstehen kann, die weit tiefer und berührender geht, als du es dir jetzt vorstellst? Oder das diese wenigen Minuten die den ganzen Tag retten, weil du eben nicht über deine Sorgen und Nöte nachgedacht hast? Vielleicht sogar eine Lösung parat halten, die du im ersten Moment gar nicht erkennen kannst?
Der Smalltalk in der Bahn, das Lächeln an der Einkaufskasse, die Nachfrage der Verkäuferin – das alles ist Kommunikation. Das alles ist Beziehung. Das alles nährt uns.
Lasst uns gemeinsam einander schöne Momente bescheren und den Smalltalk wieder einführen.
Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.
Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.
Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.
Das Miteinander darf leicht und wertschätzend sein, Kommunikation auch!
Sonnige Grüße
Jana
Bildquelle: www.pixabay.de
Selbst in den Pausen ist das Handy wichtiger geworden, als ein kleiner Smalltalk.
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Kann mich dir nur anschließen.
Mir fehlt der Smalltalk in der Schlange auch. Es ist öde, wenn die Leute nur mit gesenktem Kopf auf ihre Handys starren.
Sagt man etwas, dann ist man nur ein Störenfried.
Ob sich das nochmal ändern wird?
Erzähl uns mal ein bissel von den Unterschieden zwischen China und D-land, ich fände das sehr interessant.
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