Thema: mit kleinen Kindern + meine Strategien für Dich
Letzten Sonntag saß ich mit meiner Familie entspannt beim Frühstück. An diesen freien Tagen ticken die Uhren etwas langsamer. Ich liebe es, mich dann mit einer meiner Lieblingszeitschrift an den Tisch zu setzen und nach dem Frühstück zu lesen. Meine Kinder turnen dabei um mich rum und erzählen kreuz und quer Dinge die sie bewegen. Da meine Kinder – eben wie ich – ihren ganzen Körper zum sprechen benutzen, wird das Gesagte mit den Armen unterstrichen. Bei einer dieser Armbewegung passierte genau das, was ich stets vermeiden möchte, in diesem Moment aber nicht geschafft habe. Die volle Kakaotasse wurde umgekippt und quer auf den Tisch verteilt. Zwischen den noch stehenden Lebensmitteln und Tellern entstand ein brauner Fluss. Das was mich dann in Rage brachte war, dass dieses Getränk sich ebenso einen Weg auf meine ungelesene Zeitung suchte und auf meine Lieblingskuschelhose. Das Geschrei war groß – sowohl bei mir wie auch bei meinen Kindern.
Wie du liest, bin ich trotz all meinem Wissen nicht perfekt – sondern in manchen Situationen einfach menschlich.
Klar kannst du jetzt sagen – was ein Aufriss. Es ist doch nur Kakao. Den wischt du dann eben weg. Ist die Zeitung unlesbar, holst du dir eine neue und die Klamotten werden gewaschen. Recht hast du. Allerdings liegt jede Situation im Auge des Betrachters und somit hat jeder seine eigene Wahrnehmung und Bewertung darüber. Ich war einfach erschreckt und verärgert. Darüber, dass trotz mehrfacher Aufforderung, bitte Obacht zu geben, eben genau das nicht passiert ist.
Worauf will ich mit dieser Anekdote hinaus?
Das Leben mit Kindern ist ein anders. Als ich noch keine Kinder hatte, da habe ich mir über zu volle Tassen, klebrige Tischdecken, dreckige Klamotten, verschwundene Mützen & Socken, nicht gemachte Hausaufgaben etc. keine Gedanken gemacht. Seitdem ich Kinder habe, sind das die Fragen die sich durch meinen Alltag ziehen. Ich könnte die Liste – wie du wahrscheinlich auch – endlos fortsetzen. Meistens erhalte ich auf diese Fragen ein Achselzucken oder „keine Ahnung.“ Sehr befriedigend finde ich diese Aussagen nicht.
Im Alltag gibt es die Tage, da kann ich mit diesen Antworten gut umgehen. Und dann gibt es die Tage, an denen will mir das so gar nicht gelingen. Kennst du das auch? Alle Bemühungen ruhig zu bleiben, die Stimme nicht zu erheben, keine merkwürdigen Kompromisse auszusprechen scheitern. Das Kind bockt anschließend oder schreit oder knallt mit der Tür – je nach Alter fällt die Reaktion entsprechend aus. Wir als Eltern spüren eine Wärme in unserem Körper und haben das Gefühl gerade innerlich zu platzen.
Das es sich bei diesen Situationen um keine wertschätzende Kommunikation handelt – darüber sind wir uns einig.
Aber wie kann diese gelingen?
Es gibt ja eben auch die Momente wo dein Kind partout nicht heim will. Sei es weil es im Kindergarten noch 20 mal schaukeln muss oder es beim Freund einfach schöner ist.
Oder der Moment, wo das Zimmer aufgeräumt werden soll und das Kind mit jedem Spielzeug eine Beziehung aufbaut, bevor es in die Kiste geräumt wird.
Ganz spannend auch der Morgen. Schnell anziehen und los geht – mit Kindern an manchen Tagen eine Tortour.
Altersgerechte wertschätzende Kommunikation
Wir sind uns darüber einig, dass unsere Kommunikation dem Alter unserer Kinder angepasst sein sollte. Du redest mit einem dreijährigen anderes wie mit einem achtjährigen oder gar 14 jährigen. Logisch. Jedoch kann wertschätzende Kommunikation in jedem Alter stattfinden.
1. Passe deine Wortwahl dem Alter deines Kindes an
Sprich mit deinem Kind so, dass es dich versteht. Wie oft höre ich Eltern, die mit ihren Kindern reden, als wären sie kleine Erwachsene. Bestimmte Themen werden besprochen (fehlende Unterhaltszahlungen, Arbeitsstress etc.) die nicht für Kinderohren bestimmt sind. Solche Dinge verbreiten Angst und Unsicherheit bei den Kindern. Viele Eltern glauben leider, dass ihre Kinder dann ihren Alltag verstehen und Verständnis haben. Frage: Müssen Kinder mit solchen Themen wirklich belastet werden? Ich sage nein.
2. Sieh hinter jeder Tat das zu befriedigende Bedürfnis
Egal wie dein Kind mit dir redet oder was es gerade macht, es erfüllt sich damit ein Bedürfnis. Das beutetet, dass dein Kind nichts tut um dich zu provozieren (eventuell sieht das in der Pubertät anders aus, aber da herrscht dann auch ein anderer Hintergrund). Du fühlst dich in diesem provoziert und verärgert, weil du die Situation mit deinen Bewertungen siehst. Wenn dir in diesem Moment ein Perspektivenwechsel gelingt, dann hast du eine Chance:
- dein Kind und sein Handeln zu verstehen
- deine Kommunikation dementsprechend positive zu gestalten
3. Erkläre nach einem Streit deine Gedanken
Streit gehört zu einem menschlichen Zusammenleben dazu. Verschiedene Interessen treffen aufeinander und wollen besprochen werden. Solange, bis eine Lösung – die für alle passt – gefunden ist. Statt also die Türen zu knallen oder dein Kind ins Zimmer zu schicken – erkläre deine Gedanken. Das verstehen die Kinder ab 3/4 Jahren. Wenn du müde von der Arbeit heim kommst und kurz eine Pause brauchst, ist das eine klare Ansage.
4. Unterscheide zwischen Verhalten und Person
Wenn dein(e) Kind(er) gerade Mist verzapft, sei es den Kakao übern den Tisch verteilt oder im Supermarkt bockt, dann unterscheide: Es ist das Verhalten deines Kindes war dich gerade stört, nicht dein Kind als Person. Kinder können diesen Unterschied nicht wahrnehmen Das bedeutet, wenn du schimpfst und massregelst, dann beziehen sie es immer auf ihre Person. Sie fühlen sich dann ungeliebt und haben Angst über einen Bindungsabbruch. Erkläre deinem Kind, dass dich nur sein Verhalten geärgert hat.
5. Benutze die Ich – Botschaften
Spreche mit deinem Kind in den Ich – Botschaften. Diese drücken ganz klar aus, was du dir in der jeweiligen Situation wünscht und wie es weiter gehen soll. Ein Kind kann mit einer Du – Botschaft wenig anfangen. Zum einen klingt es sehr anklagend und kann zu negativen Gefühlen führen. Zum anderen weiß dein Kind noch immer nicht, was du jetzt genau von ihm willst.
6. Unterlasse negative Aussagen
Es ist bekannt, dass die Wörter nicht / nie vom Gehirn gefiltert werden, als würden sie nicht gesagt werden. In den Sätzen wie „Kletter nicht auf den Baum, du fällst hinunter“, „Geh nicht alleine über die Strasse“ oder ähnlichen Beispielen – streicht das Gehirn dieses Wort und der Satz klingt dann wie eine Aufforderung. Weiterhin ist diese Aussage für dein schwer zu verstehen, weil es die Aufforderung dahinter erst entschlüsseln muss. Was kannst du tun? Formuliere deine Sätze positiver, klar und kurz. „An der Strasse ist Stop für dich“ – „Der Baum ist kein Klettergerüst“.
Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.
Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.
Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.
Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!
Sonnige Grüße
Jana
Bildquelle: www.pixabay.de
Das Schwierigste ist, dass man im Grunde genau weiß, wie man es machen müsste. Aber wenn die Brühe sich über Tisch und Couch ergießt, dann fällt mir das mit der wertschätzenden Kommunikation mitunter verdammt schwer. Ich denke, Eltern sind auch nur Menschen. Es gibt geduldige Tage, an denen sie Engeln gleichen, die durch nichts zu erschüttern sind und dann gibt es eben auch die anderen Tage. Da ist die Mamahaut verdammt dünn. Und es gibt nun mal niemanden auf der ganzen weiten Welt, der es schafft, Mama derart aus selbiger fahren zu lassen, wie das geliebte Wirbelkind.
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Ich sag’s ja, Kinder und Erziehung ist nichts für Weicheier ;-)
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