Das Muttersein eine Herausforderung ist, darüber habe ich bereits geschrieben. Was mich genau als Mutter ausmacht, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Zumindest nicht bevor ich diesen Beitrag anlässlich der Blogaparade von Susanne Petermann geschrieben habe.
Diese Frage hat mich sehr beschäftigt. Ich wollte unbedingt eine Antwort und was ich – für mich – dann bekam, war so unverhofft wie zukunftsweisend zu gleich.
Früher habe ich mir mein Muttersein folgendermaßen vorgestellt:
Mit 30 Jahren bin ich verheiratet. Ich habe mindestens zwei Kinder und keine Haustiere. Ich arbeite von Montag bis Freitag von 8 – 16 Uhr und sobald ich nach Hause komme, kümmere ich mich um meine Kinder. Ich spiele mit ihnen. Ich bastle mit ihnen, ich koche für sie. Vorlesen, Hausaufgaben machen, Sachen aufräumen – all das tue ich für meine Kinder von Herzen gerne. Gemeinsame Urlaube und Ausflüge stehen regelmäßig auf dem Programm. Freunde sind stets willkommen und dürfen bleiben, so lange wie sie wollen.
Heute in der Realität:
Mit 30 war ich geschieden. Meine zweite Ehe begann kurz darauf. Wir haben zwei Kinder, einen Wellensittich und leben glücklich in einer Patchworkfamilie. Ich arbeite von Montag bis Samstag von 8 – 15 und 19 – 21 Uhr. (nicht immer, aber oft ;-)) Wenn meine Kinder heim kommen, dann genießen wir eine halbe Stunde nichts tun und dann schauen wir, wie wir den Nachmittag gestalten können. Manchmal spielen wir zusammen, manchmal aber auch nicht. Ich kann nicht kochen und basteln ist so gar nicht meins.Ich liebe Urlaub mit meinen Kids und ich liebe Urlaub ohne meine Kids.
Ich bin weit von meiner Idealvorstellung aus Teenagerzeiten entfernt und sehr glücklich damit.
Also, was macht mich als Mutter aus?
Ganz klar: Meine Individualität und das offene benennen und leben meiner Bedürfnisse.
Für einige Mütter klingt das vielleicht egoistisch oder wenig nach Mutterliebe – ist es aber nicht. Ich habe in meiner Mutterkarriere gelernt, je mehr ich auf mich achte, desto besser geht es meinen Kindern. Je klarer ich bei mir bin und meine Bedürfnisse benenne und dann auch auslebe, desto entspannter ist das Zusammenleben mit meinen Kindern. Warum? Weil ich nicht das Gefühl habe zu kurz zu kommen.
Woran liegt das?
Kinder kosten Kraft, da brauchen wir uns nichts vormachen oder schön reden. In der Früh fangen manche Diskussionen an und enden erst, wenn alle in ihren Einrichtungen sind. Die Themen sind da sehr individuell und Kinder bei der Auswahl ebenso kreativ. Entweder passen die ausgesuchten Klamotten nicht zum Wetter oder das Schulbrot nicht zum Schultag. Vergessene Hausaufgaben oder un-unterschriebene Mathearbeiten sind dann ein Bonus – kurz bevor der Schulbus kommt. Am Nachmittag kommen die lieben Kleinen dann wieder heim und haben viel zu berichten. Sei es, dass der Lehrer ungerecht war oder die Kindergartenfreundin einfach blöd ist. Gepaart mit Langeweile, weil es draussen gerade regnet, wollen die Kinder Zeit mit spielen verbringen. Keine schlechte Idee, allerdings bin ich als Mitspieler immer integriert und das meist ungefragt. Das ich in der Zeit, wenn meine Kinder ausser Haus sind, arbeite, das vergessen sie oder wollen es einfach nicht wahrhaben. Schließlich bin ich Mama und immer da wenn es brennt. Das mache ich wirklich von Herzen gerne, allerdings sind meine Akkus nicht unendlich. Und das ist für mich der Knackpunkt.
Wie kann ich als Mutter hundert Prozent geben, wenn ich meine Akkus nicht im Blick habe? Hochleistung kann nur erbracht werden, wenn ich ausgeruht und fit sind. Wenn es mir gut geht und ich nicht das Gefühl habe: ‚Irgendwas stimmt hier nicht.‘ oder ‚Verpasse ich gerade den Anschluss an die Welt?‘
Seit ich diesen Zusammenhang erkannt habe, kümmere ich mich genauso um meine Bedürfnisse, wie um die Bedürfnisse meiner Kinder.
Mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation kann ich meine Bedürfnisse nicht nur wahrnehmen, sondern auch klar benennen. So bleibe ich bei mir. Ich übernehme Verantwortung für meine Gefühle und Gedanken und beschuldige nicht irgendjemand anderes. Dieser Weg ist an manchen Tagen natürlich ganz leicht. Eine einfache Du-Botschaft gesendet und schon ist der andere Schuld. – im schlimmsten Fall sogar die Kinder. Daran, dass es mir nicht gut geht. Daran, dass ich meine Arbeit nicht schaffe. Daran, dass ich nasse Füsse im Regen bekommen habe.
Eine wertschätzende Kommunikation zwischen Eltern und Kindern ist die Basis für eine gelingendes Miteinander. Dafür, dass der Alltag funktioniert und jedes Bedürfnisse gesehen wird.
Meine Impulse für Dich
1. Beobachten
Es gibt Mama-Momente, da sind wir voller Kraft und Energie. Und dann gibt es die anderen Moment. In diesen fühlen wir uns schwach oder müder oder wie auch immer.
Wenn Du so einen Moment hast, dann halte inne und beobachte die Situation – ohne diese zu bewerten. Einfach nur sehen was gerade geschieht. Um Dich herum, in dir drinnen. Wie eine Kamera filmst du das, was gerade passiert.
2. Wahrnehmen
Nach der reinen Beobachtung geht es an’s Wahrnehmen. Das bedeutet, spüre wie es dir gerade geht. Was fühlst du und wo fühlst du es? Wie fühlt es sich an? Was ist in dir lebendig? Welche Gedanken hast du gerade und was lösen sie in dir aus?
3. Erkennen
Unsere Gefühle sind unsere Navigatoren im Alltag. Sie zeigen uns was wir gerade brauchen. Schau hinter die Gefühle und erkenne das Bedürfnisse, welche gesehen werden will.
4. Benennen
Im letzten Schritt folgt das Benennen. Das klare aussprechen von dem, was du fühlst und wie es dir gerade geht. Welche Bedürfnisse wollen gesehen werden und genährt werden? Was braucht du gerade, damit es dir gut geht.
Ich höre und sehe schon wieder der Kritiker. Sie sagen: „Im Alltag, wie soll das gehen?“ „Das klingt alles so einfach, aber die Umsetzung ist unmöglich.“ „Ich liebe meine Kinder, da kann ich doch nicht einfach sagen, dass es mir gerade schlecht geht.“
Ich liebe meine Kinder unendlich und ihr Wohl liegt mir sehr am Herzen. Gemeinsame Zeit gepaart mit schönen Erlebnissen – ich liebe solche Momente.
Allerdings: Was wäre ich für eine Mama, für ein Vorbild, wenn ich ihnen vorlebe, dass der Verzicht auf die eigenen Bedürfnisse die Grundlage für ein Miteinander ist? Welche Idee von Familie und Gemeinschaft gebe ich ihnen mit auf den Weg, wenn sie erleben, dass ich meine Bedürfnisse verschweige, statt sie ehrlich und klar zu benennen? Schadet es meinen Kindern, wenn sie fühlen, dass es mir gut geht, wenn ich auf mich achte? Denken sie schlecht von mir, wenn ich mit meinem Mann alleine in Urlaub fahre und sie solange bei Oma & Opa sind?
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass, je besser ich auf mich achte, desto entspannter das Zusammenleben mit meinen Kindern ist. Und meine Kinder sehen und erleben, dass es wichtig ist, auf sich und seine innere Stimme zu hören.
Jeder von uns hat seine Werte. Das ist gut so, denn nur so wird die Welt bunt und vielfältig.
Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.
Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.
Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.
Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!
Sonnige Grüße
Jana
Ein Gedanke zu “Was mich als Mutter ausmacht”