Wertschätzende Kommunikation – Teil 10

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@Tanja Klose

Thema: Redet Miteinander nicht Übereinander

Letztens im Fitnessstudio. Zwei Sportler (auch wenn sie irgendwie nicht danach aussahen) redeten lautstark miteinander. So laut das unsereins zuhören musste, weil weghören eben nicht ging. Sie unterhielten sich über den einen Nachbarn, den irgendwie beide kannten. Gut, auf einem kleinen Dorf ist das so. Da kennt irgendwie jeder jeden. Und jeder weiß mehr über den anderen. Zumindest glauben das die Redner. So wie eben diese beiden Sportler. Sie unterhielten sich darüber, dass der Garten nicht mehr so tippi toppi ist wie sonst und es wurde laut überlegt, was denn da los sei. Schließlich kann man doch den Garten nicht so verkommen lassen. Als ich also nun so unfreiwillig Mithörer und Mitwisser wurde, kam mir der Gedanke, dass die beiden gar nicht miteinander plauderten, sondern tratschten. Genau richtig gelesen. Diese beiden tratschten was das Zeug hielt. Sie zerrissen sich das Maul über den Vorgarten eines Nachbarn in Gegenwart von Leuten die diesen Nachbarn gar nicht kannten. Wie wertschätzend ist das Bitteschön??? GAR NICHT!

Und so wenig wertschätzend das ist, so oft wird es trotzdem gemacht.

Ich will ehrlich sein, ich lästere auch mal ganz gerne. Über die üppige Frisur der Dame, die beim Bäcker vor mir stand. Oder über das übel riechende Parfüm des Mannes, der beim Arzt letztens neben mir saß. 

Mein Vorteil bei der ganze Geschichte, ich weiß das ich lästere. Viele sind sich dessen allerdings nicht bewusst und halten diese Art der Konversation wirklich für ein Gespräch. Für ein ehrlich gemeintes Gespräch – mit Nährwert für alle. An dieser Stelle verkneife ich mir jetzt mal mein lautes Lachen und den Fingerzeig, samt Ruf „Ist das dein Ernst?“ Ja, das ist ernst. Ernst gemeint und nicht wissend wie es besser gehen kann.

Für die Leute die wirklich an ihre Kommunikation und das Miteinander arbeiten wollen, sind die nächsten Zeilen.

Für die Menschen, die das nicht wollen, ist hier Schluss. Ich bedanke mich für deine Aufmerksamkeit und den Mut & die Zeit bisher gelesen zu haben.


Miteinander nicht übereinander

Es klingt einfach, wenn da steht „Miteinander und nicht übereinander“. Wie kann das aber funktionieren, wenn wir es doch oft anders erlebt und kennengelernt haben.

Was bedeutet Miteinander reden?

Es bedeutet ernsthaftes Interesse am Anderen zu haben. Wirklich zur erfahren, wie es ihm geht und was ihn beschäftigt. Warum er letztens so traurig aussah? Warum die letzte Verabredung kurzfristig abgesagt wurde? Warum der letzte Anruf schon so lange zurück liegt?

Miteinander reden heisst, die eigenen Belange erstmal hintenanzustellen. Stattdessen sind die Dinge des anderen im Vordergrund. Seine Bedürfnisse, sein warum, seine Gedanken und Gefühle.  Um zu Verstehen, wie es zu dieser oder jener Situation kommen konnte.

Kommunikation bedeutet an mancher Stelle eben auch Mut. Mut den ersten Schritt zu machen. Mut auf den anderen zuzugehen. Mut, die erste Frage zu stellen. Mut, wirklich hinzuschauen.

Nachfragen, statt rumraten.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist hierfür ein tolles Kommunikationsmodell. Die vier Schritte helfen, in Kommunikation zu treten, mit dem Gesprächspartner. Helfen, bei sich zu bleiben und die Bedürfnisse des Gegenüber herauszuhören. Weitere Info findet ihr unter:

GFK UND PATCHWORK / Wie die GFK mein Leben bereichere hat / Konflikte als Chance 


Mein Anliegen an dich

Wenn mir oder jemand anderem etwas auffällt, dass da was nicht stimmen kann, dann fragt doch einfach nach. Fragt, ob ihr helfen könnt. Fragt, ob ihr unterstützen könnt. Und fangt nicht stattdessen an zu munkeln, was passiert sein könnte. Es kann alles und nichts sein. Und egal was es ist, es geht dich und mich nichts an. Das Leben der Anderen ist ihrs. Egal wie bunt oder grau es sich jeder auch gestaltet. Mittlerweile ist es eine richtig Unsitte geworden, über andere zu reden und zu glauben, was da los sei.

Wenn du wirklich – wirklich Interesse am Anderen hast (sei es dein Nachbar, dein Freund, deine Arbeitskollegen …), dann hast du auch den Mut nachzufragen und nachzuschauen, was da gerade los ist. Was den anderen bewegt, warum er oder sie so handelt, wie er oder sie gerade handelt. Dann hast du keine Angst davor, Gefühle und Gedanken auszuhalten die dir unangenehmen sind. Dann bist du stark genug wirklich – wirklich zu helfen. Mit deinem Handeln vielleicht auch zu polarisieren. Mit deinen Worten wachzurütteln.

Ein Miteinander kann gelingen, wenn mindestens einer den Anfang macht.

Wenn du in eine Situation kommst oder erlebst und nicht weißt, wie du dich verhalten sollst, dann mache bitte folgendes:

Stell dir einfach vor, wie es wäre, wenn die Leute über dich reden, statt mit dir. Wenn du Dinge über dich hörst, von Menschen, die du vielleicht gar nicht kennst. Auf der einen Seite gibt es das Getratsche, was jeder von uns gut aushalten kann. Dazu sehr passend, das Lied von den Ärzten „Lass die Leute reden“

Und dann gibt es das Getratsche, was einen verletzt. Was einem Angst macht, weil die Folgen daraus nicht erkennbar sind. Was wenn andere Leute diesem Geschwätz glauben? Mehr als Dir? Wie würde es dir dabei gehen?

Jeder redet von Miteinander, nur leider tun es die wenigsten. Vielleicht sind wir schon mehr geworden, als gestern. Vielleicht wächst die Gemeinschaft wieder ein Stück näher zusammen. Vielleicht stirbt die Hoffnung wirklich zuletzt.

Für dazwischen wünsche ich mir: Achte auf deine Worte  und redet Miteinander statt übereinander.


Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben.

Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden.

Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.

Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!

Sonnige Grüße

Jana

Bildquelle: @Tanja Klose

9 Gedanken zu “Wertschätzende Kommunikation – Teil 10

  1. Anne schreibt:

    Ein schöner Artikel. Ich erwische mich auch manchmal dabei aber verlasse dann schnell wieder diesen Kurs und gebe dem Menschen direkt ein feedback oder Frage bei ihm nach. Viel angenehmer.

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  2. Claudia Heipertz schreibt:

    Liebe Jana,

    vielen Dank für diesen Artikel. Ich sehe das ganz ähnlich, wie du. Vor allem die Aussage mit dem Mut. Denn das ist es, was häufig fehlt. Sich mit einem Bedürfnis zu outen, ist für viele mit Scham verbunden.

    Eine frühere Freundin von mir hat mal ihren ganzen Hass und Groll über eine dritte Person bei mir abgeladen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Ich habe immer wieder nachgefragt, was sie fühlt und braucht. Das Problem daran, ich war nicht die Person, von der sie es brauchte. Ich habe sie darauf angesprochen mit der GfK aber leider waren die Wolfsohren zu groß. Am Ende habe ich die Freundschaft beendet, was dazu führte, dass nun über mich gesprochen wurde. Darauf war ich vorbereitet. Es hat mich daher nicht mehr gestört.

    Ich glaube, es liegt häufig daran, dass die Gefühle und Bedürfnisse entweder gar nicht klar wahrgenommen werden oder die Person sich für das Bedürfnis selbst schämt. So wird versucht, über einen Umweg ein Bedürfnis zu erfüllen, was nicht funktionieren kann. Ob eine Freundschaft wirklich echt ist, zeigt sich für mich daher erst im ersten Konflikt.

    Alles Liebe
    Claudia

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    • janaludolf schreibt:

      Liebe Claudia,

      vielen Dank für deinen Mut – dich mit deiner Geschichte zu zeigen. Beziehungen, Freundschaften – das ganze Miteinander, bedeutet Arbeit. Arbeit im Sinne von Zuhören, Mitteilen, Ehrlichkeit etc. Es kostet Kraft sich wirklich zu zeigen. Mit seinen Fehlern und Schwächen. Mit seinen unerfüllten Bedürfnissen. Wenn sich die Beziehungspartner darauf einlassen, dann kann es ein ganz wunderbares Miteinander werden. Wenn nicht, dann muss jeder für sich sorgen und genau das machen, was ihm/Ihr in dieser Situation gut tut.
      Und Konflikte sind eben auch Chancen. Daran zu wachsen und neue Impulse kennenzulernen.
      Danke für deine Rückmeldung und sonnige Grüße.
      Jana

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  3. Peter Mehlem schreibt:

    Danke, liebe Jana für Deine Gedanken. Es ist so viel wertvoller, mit jemandem zu reden oder sich Gedanken zu machen, was den Anderen zu seinen Handlungen bewegen könnte, als diese unhinterfragt zu bewerten und beurteilen. Letzteres erlebe ich oft als schmerzlich, weil es den Menschen hinter den Handlungen völlig außer Acht lässt. So entstehen Feindbilder im Kopf und ein Miteinander wird verhindert. Zu erleben, wie schön Verbindung sein kann macht es einfacher, auf Tratsch zu verzichten.
    Liebe Grüße, Peter

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